Der sonderbare Komet 17P/ Holmes

 Beobachtungen vom 26. Oktober 2007 bis 9. Januar 2008

Süddeutschland, Bayern

 

Am 24. Oktober wurden weltweit die Astronomen mit einem neuen Phänomen am Himmel konfrontiert. Der 1892 von Edwin Holmes entdeckte ansonsten unscheinbare 16,3 mag*  helle Komet 17P/Holmes welcher selbst durch größere Teleskope nur fotografisch nachweisbar war, steigerte seine Helligkeit innerhalb von Stunden auf  2,5 mag. Plötzlich war im Sternbild Perseus ein dritter heller 'Stern' aufgetaucht, der selbst bei der vorherrschenden Vollmondsituation mit bloßem Auge leicht auszumachen war. Das bedeutet, die Helligkeit nahm um den Faktor 500000 zu, während sich gleichzeitig um den Kometenkern eine kreisrunde Expansionswelle erkennbar machte.

     

Linke Karte: 27. Oktober 17:30 UTC / 19:30 MESZ, 48.1° Breite, 11.4° Länge, (Südbayern). Rechte Karte: Positionswechsel bis 18. November, 17:30 UTC / 18:30 MEZ

Was war passiert? Was brachte diesen kosmischen Schneeball dazu bei 2,4 AU (ca. 360 Mio. Km) Entfernung zur Sonne, vollkommen in kreisrunder Gestalt explosionshaft zu expandieren? War es ein  kosmischer Zusammenstoß, eine chemische Reaktion innerhalb des Kerns. "Platzte" die Wandung um einen großen Hohlraum innerhalb des Kometenkörpers. Oder waren es, nachdem der Komet dem Mars näher kam (Karte) gar die Grünen Männchen? Bisher gibt es keine eindeutige Erklärung dafür!

Weitere Infos über den Komet unten in der Site


Update: 5. März und 6-9. Januar 2008

1 mr 2 tb  3 tb

1) Komet 17P/ Holmes nahe dem California Nebel, 5.3.08, 2) Komet 17P/ Holmes nahe dem Stern Algol, 9.1.08, Nikon 300mm, f4 ( 480 mm dig), Exp 110 sec, ASA 800 Canon 20D, Auerberg   3) Komet 17P/ Holmes nahe dem Stern Algol, 6.01.08, Nikon 300mm, f4 ( 480 mm dig), Exp 120 sec, ASA 800 Canon 20D, Germerswang.

Photo 1) Komet 17P/ Holmes nahe dem California Nebel. Der nun sehr diffuse Komet dürfte mittlerweile den Durchmesser von etwa 4,5 Vollmonddurchmessern haben. Dies entspricht etwa 135' oder 2,5°.

Photo 2) und 3) Komet 17P/ Holmes nahe dem Stern Algol am 9.1.2008. Mit 84' Länge und 71' Breite erreicht Komet 17P/ Holmes am 9.1.08 die Ausdehnung von etwa 7,7 x  6,5 Millionen Kilometer bei einer Entfernung von 2,1 AU (315 Mio. Km) von der Erde. Überraschend ist der Komet weiterhin in dunklen Gegenden mühelos zu erkennen. (geschätzte Helligkeit 4,2 mag*)


Update: 5. Dezember 2007

    

Links: Nikon 300mm, f4 ( 480 mm dig), Exp 90 sec, ASA 800 Canon 20D, Auerberg

Mit fast 56 Bogenminuten erreicht Komet 17P/Holmes (may 3,7 mag*) fast den doppelten Monddurchmesser und ist nach wie vor in dunklen Gegenden gut zu beobachten.


Update: 28. November 2007

  

 Nikon 300mm, f4 ( 480 mm dig), Exp 90 sec, ASA 800 Canon 20D

   

 Canon 10 mm (16 mm dig), Exp 90 sec, ASA 800 Canon 20D, Auerberg, Schongau, Südbayern

Nachdem der Komet mit 45 Bogenminuten eine gigantische Ausweitung von etwa 3,7 Millionen Km im Durchmesser erreicht, sinkt seine Helligkeit jedoch recht langsam ( momentan ca 3,5 mag*). Es ist weiterhin kein Problem bei klaren und dunklen Verhältnissen 17P /Holmes mit seinem 1,5 fachen Monddurchmesser mit bloßem Auge zu erkennen. (Siehe Weitwinkelbilder!). Um Mitternacht senkrecht nach oben blicken!


17. November 2007

    

 Nikon 300mm x 2, f4 ( 960 mm dig), Exp.2x120 sec, ASA 800 Canon 20D

Die Expansionswelle des Kometen beträgt momentan visuell etwa 35 Bogenminuten und misst mehr als der  Monddurchmessers. Übrigens ist der Komet seit 5. November das größte Objekt in unserem Sonnensystem. Bis zum heutigen Tag erreicht die seit 24. Oktober beginnende Expansionwelle ungefähr 2,5 Millionen Kilometer. Die Gesamthelligkeit nimmt zwar langsam ab (~ 3,2 mag*), jedoch ist die diffuse Scheibe ohne Probleme mit dem bloßen Auge zu erkennen. Im Feldstecher ergibt sich zusammen mit dem "Perseusstern" Mirfak ein reizvoller Anblick.


9. November 2007

   

Photo links, Nikon 300 mm, f4 ( 480 mm,1.6 x dig), Bel. 3 x 120 sec, ASA 800. Canon 20D. Photo rechts; Orion Optics, 80/600 ED Exp.90 sec, ASA 800 Canon 20D

 (9.Nov,0:10 UTC), Jaufenpass (1700 müNN), Sterzing. Danke an Martin für die 600ED Leihgabe!

Nun ist die Ausdehnung der Expansionswelle visuell bei etwa 21,5 Bogenminuten und misst mehr als 2/3 des halben Monddurchmessers. Auffällig ist, dass der Schweif abgerissen ist. Womöglich können zu schwache Sonnenwinde den Staub nicht mehr aus dem Zentrum treiben.


5. November 2007

   

Die Ausdehnung der Expansionswelle liegt visuell bei etwa 17 Bogenminuten und hat  mehr als der halbe Monddurchmesser. Der reale Durchmesser erreicht nun mit 1,2 Millionen km die Größe unserer Sonne.


1-3. November 2007

    

Photo 1; Meade SC 8"/ 2000 mm (3200 mm, 1.6 x dig); Exp. 84sec, ASA 800 Canon 20D (1.Nov,0:15 UTC)

"Es" wächst und wächst!! Die Expansionswelle des momentan 1,63 AU (247 Mio. km) von der Erde entfernten Kometen beträgt nun im Durchmesser etwa 13 Bogenminuten. Die grüne Koma erreicht mit etwa 32 Bogenminuten über ein halbes Grad und ist nun etwas größer als der Mond. Hinweis: Die Größenangaben der Objekte sind auf die visuelle Abbildung von der Erde aus bezogen. Somit stehen 13 Bogenminuten in einer Entfernung von 247 Mio. km im Verhältnis von etwa 930.000 km im Durchmesser. (Monddurchmesser etwa 3400 km).

3   5

Photo 3,4; Nikon 300 mm, f4 ( 480 mm,1.6 x dig), Bel. 3 und 1 x 120 sec, ASA 800. Canon 20D (3.Nov,0:15 UTC)

Mittlerweile kann auch der Minischweif bei langen Belichtungen hervorgehoben werden. Dieser richtet sich auf dem rechten Photo ganz schwach nach unten. Auf dem linken Bild mussten zur Verstärkung allerdings sämtliche Register der Bildbearbeitung  gezogen werden. Immerhin bringt es doch einen Beleg, dass da irgend etwas schweifähnliches vorhanden ist..... !


31. Oktober 2007

Strukturen innerhalb des Komazentrums

   

Team Baader ; Bilder bei Baader Mammendorf entstanden, einmal die Übersichten mit meinem 600/4, einmal die Details mit Kern durch einen TEK-APO mit 140mm Öffnung und 1m Brennweite. Je 8x 2min+4x1min+2x30s, 800-200 ASA. Alles zusammenmaskiert, bei den 2 mit Kerndetails Rotationsdifferenz mit Maske eingebaut. Kamera 40D. Grüsse Martin!

 


29. Oktober 2007

   

Meade SC 8"/ 2000 mm (3200 mm, 1.6 dig); 22 sec, ASA 800. Canon 20D

Ausdehnung seit dem 27.10 um den 2,5 fachen Durchmesser, Mit fast 8 Bogenminuten erreicht die Expansionswelle bereits 1/4 des Monddurchmessers, und ist bei klaren Sichtverhältnissen mit bloßem Auge gut zu sehen.

Team Baader 8x30s 1600ASA+4x30s 800ASA+2x30s 400ASA, MAK 10" f14, Canon 40D ohne Brennweitenverl. Standort Mammendorf 29.10.22:00h

  

Nikon 300 mm ( 480 mm,1.6 x digital konvertiert), f4, Bel. 4 und 11 sec, ASA 800. Canon 20D

Der Abstand zum Mond wird größer. Somit erscheint die grünliche Koma wieder


26 / 27. Oktober 2007

1 2 3

1)Tamron 28 mm ( 35 mm,1.6 x digital konvertiert), f5,6, Bel. 8 sec, ASA 400. Canon 20D

2,3) Nikon 300 mm ( 480 mm,1.6 x digital konvertiert), f4, Bel. 7 bis 10 sec, ASA 800. Canon 20D

Nachdem sich im gesamten süddeutschen Raum seit fünf  Tagen eine stabile Nebelplatte situiert hatte, war hier nicht einmal die kleinste Wolkenlücke auszumachen. Nachdem der erste Versuch in Lenggries/Jachenau wegen plötzlichen Hochnebeleinfall komplett scheiterte, ging nun die Jagd in die angekündigte Minilücke nach Niederbayern. Auch hier war es die reinste Nebelschlacht und ich musste 4 mal den Standort wechseln. Die oberen Photos entstanden bei Moosburg, Oberbayern.

       

Meade SC 200 / 2000 mm (3200 mm, 1.6 digital konvertiert); Belichtungsreihe 4sec, 10sec, 32 sec, ASA 800. Canon 20D

Durchmesser Expansionswelle etwa 3,5' (Bogenminuten); Grüner Coma Durchmesser etwa 6' (Bogenminuten). Geschätzte Gesamthelligkeit des Objektes bei 2,2 mag*, Bei einer Überbelichtung erscheint allmählich die grünliche Koma.

Teleskopfotos entstanden nahe Landshut, Niederbayern

Auffallend ist, dass sich die Druckwelle - ich gehe mal von einer Explosion aus, so schnell ausbreitet das die Größe des Himmelobjektes täglich um etwa 1,2 Bogensekunden im Durchmesser zunimmt. Dies entspräche einer Ausdehnungsgeschwindigkeit von etwa 40.000 km pro Tag. Würde die Expansionswelle die Helligkeit beibehalten, so wäre es durchaus möglich einen kleinen Ring mit bloßem Auge am Nachthimmel zu sehen. Vielleicht bleibt es auch bei einer helleren diffusen Scheibe die durchaus Vollmondgröße erreichen kann. Aber wie kommt es überhaupt dazu, dass solch ein Gebilde zustande kommt, dass wir erst einen Kometen ohne seinen gewohnten Schweif (siehe Komet Swan M4) sehen.

Dies ist durch die momentane Stellung Sonne-Erde-Komet (siehe Karte) gut erkennbar. Von der Erde aus sehen wir direkt auf den Kometenkopf wobei sich der zur Sonne immer abgewandte Schweif  leicht schräg im Zentrum hinter der hellen Kometenkoma versteckt. (Unsymmetrische Helligkeit, Photos).


*mag => Lichtmagnitude: Von +3 bis +4 mag sind Sterne in der Nähe von kleinen bis mittelgroßen Städten mit bloßem Auge sichtbar, in sehr dunklen Gegenden geht das Limit bis mag +6-7.

Zur Benennung: Je niedriger die 'mag-Zahl' ist desto heller ist das Objekt. Ein paar Beispiele: -4,7 mag Venus max. gleißend ; -1,0 Sirius, hellster Stern; +3,5 Andromeda Nebel, fahl scheinende Ellipse)

 


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©2007 Photos und Text von Baader Team  und (M.Rietze,mr)    ©2007 Photos und Text by T. Boeckel (tb), last modification 17.11.2007


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